Stimmt schon, letztendlich ist alles eine Frage des Meisterstils und der verwendeten Abenteuer. Da kann es schon sehr gute Argumente dafür geben, VTTs zu verwenden.
Ich persönlich verwende halt all das nicht (oder nur sehr selten), was von VTTs profitieren würde. Kampfkarten (hab ich eigentlich nur in einer Privatkampagne nennenswert genutzt, und die war D&D4, was es fast erfordert), vorgefertigte Abenteuer (ich kann an den Händen abzählen, wie viele ich in über 20 Jahren als GM geleitet habe, und 2 davon hab ich selber geschrieben...), Bilder (ich bin ein wenig visueller Typ und eine Beschreibung ist mir meist lieber als lange halbwegs passende Bilder zu suchen), Musik (momentan fällt mir nur ein Abenteuer ein, wo ich welche genutzt hätte), oder auch einfach nur große Vorbereitung.
Ich hab teilweise ganze Kampagnen von einem halben Jahr und mehr mit nur einer handvoll Notizen geleitet (und in die dann nicht oft reingeschaut; primär waren die da, um Namen von Personen, Orten etc. nicht zu vergessen/durcheinander zu bringen). In anderen (wie einer aktuellen, aber die ist auch Systemtest) mach ich schon deutlich mehr, vor allem NSC und Monster Stat-Blocks, aber da organisier ich mir das halt so, wie es für mich dann intuitiv zu benutzen ist, und nicht so, wie es ein Programm vorsieht (obwohl das sicher auch intuitiv genug wäre nach kurzer Eingewöhnung).
Ich bin da halt sehr starker Kopfkinoist (wahrscheinlich nicht wirklich ein Wort aber trifft es ganz gut): Je mehr auf erzählerischer Ebene passiert und je weniger physisch vorhanden ist, desto lieber ist es mir meistens, vor allem, wenn ich leite. Ein paar einfache Character Sheets und Würfel, eine kurze Notiz mit den relevanten Namen, mehr muss am Spieltisch nicht sein und wäre eher Ablenkung oder Verlangsamung des Spielablaufs (z.B. Kampfkarten - ich setze mehr auf interessante erzählerische Situationen für die Taktik als auf ein komplexes Gelände- oder Positionierungs-Design).
Vermutlich würden viele Spieler mit meinem Stil nicht besonders glücklich sein. Und das passt ja auch, Geschmäcker sind halt verschieden. Aber solange ich mich nicht über einen Mangel an Mitspielern beklagen kann (was bisher nie groß der Fall war), sehe ich auch wenig Grund, das zu ändern.
Hin und wieder experimentiere ich wie erwähnt auch mit anderen Stilen (z.B. D&D4 wo ich für jeden Kampf eine Karte vorbereitet hatte oder auch eine Runde mit Musik, wobei das eine kurze Weltenspringer-Geschichte war und bekannte Musikstücke eingeleitet haben, wo man grad gelandet ist), aber irgendwie hat sich da nichts längerfristig festgesetzt, zumindest was Hilfsmittel angeht.
Mal schauen, vielleicht wäre es wieder mal Zeit für ein Experiment. Andererseits warte ich derzeit mehr darauf, wieder physisch an einem Spieltisch sitzen zu können. Und dann muss ich mir eh was überlegen, weil meine momentanen Aufzeichnungen für die aktuelle Kampagne sind auf Verwaltung am Computer ausgelegt...
Insofern wäre ein VTT-Experiment für mich eher ein Test für eine Spielumgebung (online), die ich eh lieber als ganze wieder ersetzen würde. Wobei, vielleicht werde ich auch in Zukunft hin und weiter kurze online-Vereinsrunden anbieten, falls es leichter ist, so Leute zusammen zu bekommen.