Mit etwas Verspätung:
Am letzten Diversitätsabend konnte ich einmal Hong Kong Stories ausprobieren (als Spieler).
Ich fand die Grundidee sehr gut, dass man einen Schauspieler spielt, der in verschiedenen Filmen mitspielt, und dass man 2 Charcater Sheets hat, nämlich einen für den Schauspieler (der leveln kann über Star-Ruhm) und einen für die aktuelle Rolle, die zusätzliche Fähigkeiten verleiht.
Das ist vor allem für abwechslungsreiche One-Shots oder Kurzabenteuer ein gutes Konzept, weil man so in völlig verschiedenen Abenteuern und sogar Genres mitspielen kann, und trotzdem ein bisschen Kontinuität hat, und einen Charakter leveln kann, der dann auch etwas Persönlichkeit bekommen kann.
Vermutlich könnte man auch etwas ähnliches mit einem Weltenspringer-Setting aufziehen, müssen ja nicht unbedingt Filme sein.
Für das gespielte Abenteuer fand ich das System aber etwas zu komplex. Attribute, abgeleitete Attribute, Fertigkeiten des Schauspielers, Fertigkeiten der Rolle (die wir am Anfang als Spieler falsch interpretiert haben, wie die mit den Schauspieler-Stats interagieren), Spezialfähigkeiten des Schauspielers, Spezialfähigkeiten der Rolle, Spezialfähigkeiten aus dem gewählten Martial Arts Stil...
Das war alles etwas viel, um es mal in einem One-Shot sinnvoll zu benutzen, wir haben bis zum Schluss gebraucht, um halbwegs zu kapieren, was abgeht. Der erste Kampf gegen "Kanonenfutter-Ninjas" hat sich auch länger gezogen, als nötig war, weil wir das Mehrfach-Aktionen-System noch nicht kapiert hatten, und ich glaube, auch am Schluss haben wir es nicht ganz richtig verwendet, weil Abzüge aus Mehrfachaktionen glaube ich auch irgendwie auf Verteidigung übertragen wird?
Das größte Manko waren aber die Charakerbögen. Die waren super-unübersichtlich, was da wo zu finden ist war oft etwas unpraktisch angeordnet, was wie mit was interagiert war zwar irgendwie aufgeführt, aber nicht auf klare und übersichtliche Weise, die man auch verstanden hätte.
Also etwas weniger bewegliche Teile in der Spielmechanik und vor allem bessere Charakterbögen wären für ein aus One-Shots und Kurzabenteuer fokussiertes System vermutlich besser.
Ich denke, wenn man wirklich seinen eigenen Schauspieler baurt und öfter spielt, ist das nicht so schlimm, aber so war es doch etwas irritierend, dass wir bei den meisten Würfen erstmal stheenbleiben und diskutieren mussten, was jetzt unser effektiver Wert ist.
Und weil es am Charakterbogen nichtmal eine Kategorie für Angriffe gibt, mussten wir da bis zum Schluss dauernd neue Werte berechnen (Waffenschaden steht an einer Stelle, Grund-Kampfwerte an einer anderen, Manövermodifkationen durch Martial Arts an einer dritten, und dann kommen eventuell noch an einer vierten und fünften die Spezialfähigkeiten von Schauspieler und Rolle hinzu...)
Zum One-Shot selber: Das war eine ziemlich banale und geradlinige Story (was für einen Hong-Kong-Action-Film aber auch nicht völlig verkehrt war), hat aber Spaß gemacht, und der Schluss war nett, weil mit verdeckten Agenden für die einzelnen Spieler gearbeitet wurde, die am Anfang gezogen wurden (erfunden hat das glaube ich Mountain Witch, aber besonders oft gesehen habe ich es noch nicht). So war der Endkampf großteils PvP mit einem SC, der in seiner Loyalität hin- und her-gewechselt ist.