Schließe mich der Meinung an, guter Ansatz für das "verwürfel-Problem" aber nicht ideal. Habe gehört eine spätere Version des Grundsystems (Gumshoe) gibt Spielern einen generellen Pool an Bonuspunkten, das klingt für mich nach ner weniger frustrierenden Lösung.
Was für uns auch ein wenig schwierig war ist, dass das System die üblichen Abläufe verändert. In den meisten geläufigen Systemen geht man mal wo hin und findet dort die Hinweise, die man braucht, um es salopp auszudrücken. Bei diesem System ist es wie bei einem alten Point-and-click-adventure Spiel: Fummel alles an, was geht. Nur hier mit der Schwierigkeit, dass man nur eine gewisse Anzahl an "Klicks" hat.
Ich kenne Ashen Star nicht (und konnte gestern Abend leider nicht kommen), habe in den letzten 1,5 Jahren aber 2 OneShots für "The Yellow King RPG" geleitet, einem der neueren GUMSHOE-Systeme. Dort gibt es für investigative Proben keinen Pool mehr, sondern man bekommt die Infos einfach, wenn man die entsprechende investigative Fähigkeit hat. Manchmal genügt es, wenn man dafür am richtigen Ort ist, manchmal ist eine gezielte Frage notwendig.
Ich habe 2x dasselbe Yellow King-Abenteuer geleitet, einmal für eine Gruppe, die sonst eher Call of Cthulhu spielt und einmal für eine Gruppe, die eher aus dem Erzählspielbereich kam. Bei der CoC-Gruppe hat es sich tatsächlich ein bisschen nach einem Point and Click-Adventure angefühlt, da die Spieler:innen dort unbedingt jeden Hinweis finden wollten und wir uns dadurch (für meinen Geschmack) zu viel mit langweiligen Details aufgehalten haben, ein paarLeerläufe hatten und ich ziemlich Schwierigkeiten hatten, einen Spannungsbogen zu schaffen. Die Erzählspieler:innen haben hingegen so ziemlich jeden gefundenen Hinweis aktiv aufgenommen und damit gleich die Handlung weitergetrieben (also einen weiteren Ort aufgesucht, einen NPC damit konfrontiert,...), was nach meinem Gefühl besser funktioniert hat, auch wenn ich das Abenteuer dadurch teils abändern musste (was ja aber nichts schlechtes ist). Seither weiß ich, dass The Yellow King auch dann gut funktioniert, wenn die Gruppe nicht jeden Hinweis findet, solange sie nur genug Hinweise hat, damit die Geschichte weiter geht.
Ich bin mir aufgrund meiner Erfahrungen daher gar nicht sicher, ob GUMSHOE-Systeme wirklich für investigative Abenteuer ideal sind. Denn wenn die Spieler:innen Interesse daran haben, jeden Stein umzudrehen, stundenlang Zeugen zu vernehmen usw., dann ist das bei GUMSHOE mechanisch eigentlich nicht sehr spannend. Es ist, nach meinem Gefühl, auch kein System für Spieler:innen, die im Rollenspiel gerne Herausforderungen haben, die sich nicht an die SCs, sondern an die Spielenden richten, so wie dies bei investigativen Abenteuern häufig der Fall ist, wenn de facto die Spieler:innen die richtigen Fragen an die Zeugen stellen müssen usw.
Ich denke, man sollte das daher eher wie bei einem Fernsehkrimi sehen: Da sieht man ja auch nicht die Kommissarin stundenlang Archive wälzen und Fingerabdrücke abgleichen, sondern viele Hinweise werden von der Gerichtsmedizinierin, dem Assistenten:usw. zugeliefert (daher: kein Würfeln dafür) und es geht dann primär darum, was die Kommissarin damit macht. Mein bisheriger Eindruck war zumindest, dass GUMSHOE besser funktioniert, wenn man mehr Fokus auf Drama und Rollenspiel legt und den Fall nicht so sehr als Denksportaufgabe für die Spielenden versteht (wie das z.B. bei Private Eye ganz stark der Fall ist). Aber wirklich viel Erfahrung habe ich mit dem System leider auch noch nicht.