Das historische Wien ca. 1600 bis ca. 1700

  • Ich les jetzt schon eniges über Unis im Mittelalter und Renaissance aber finde leider nix konkretes dazu.
    Weiß jemand ob eine europäische Uni, am besten eine deutsche oder italienische, besonders berühmt dafür war Alchemie zu betreiben?

  • Und wieder eine Frage für die ich keine Antwort im Internet finden kann.
    Wien war ja Hauptstadt der Habsburger und damit ja auch Sitz des Kaisers. Der wird die Stadt aber wohl kaum selbst verwaltet haben.
    Hatte Wien einen Stadtvogt oder war das anders organisiert?


    Ich glaub ich sollte mich mal in einem Geschichtsforum anmelden! XD

  • Ich bin nur ein interessierter Laie daher alle angaben ohne Gewähr, aber soweit ich es Verstanden habe war die Stadpolitik folgendermaßen aufgestellt.


    Wien war seit dem Mittelalter eine "eigenständige" Stadt. Das heißt die Stadt wurde hauptsächlich durch einen Bürgermeister und den Stadtrat verwaltet. Diese ist mit einer der Gründe weshalb die Habsburger immer wieder mal aus Wien rausgeworfen wurden. Für Wien sind seit 1282 Bürgermeister urkundlich erwähnt. Ansonsten wird es schwierig da ich keine Daten zum Thema wann die Mittelalterlichen Ämter (Personenbezogen) zu den neuen Ämtern (Aufgabenbezogen) umgewandelt wurden. Insbesondere da einige der in den neuen Ämtern arbeitenden Personen mit den alten Titeln (Kämmerer, Stadtschreiber, ...) weiterhin angesprochen wurden.


    Im Mittelalter ca. 1400 - 1500 sind die folgenden Ämter (Personenbezogen) nachgewiesen. Bruckmeister, Bürgermeister, Bürgerspitalmeister, Grundbuchsherren, Kirchmeister (St. Stephan, St. Michael, Maria am Gestade), Mautverweser, Pilgramhausverweser, Schulmeister der Bürgerschule St. Stephan, Stadtkämmerer, Oberkämmerer, Unterkämmerer, Stadtrichter (wurde vom Landesherrn bestimmt) und der Stadtschreiber. Zusätzlich gab es die von den Habsburgern eingestzten Verwaltungsorgane welche die Interessen der Habsburger im Stadtgeschäft vertreten sollten und die Kontrolle über die habsburgischen Besitzungen innerhalb sowie über das Umland von Wien ausgeübt haben. Dies wären der Stadtvogt, Kämmerer, Marshall, Truchsess und der Schenk. Hinzu kommen die höfischen Adeligen der Landbesitzenden Adeligen in und um Wien, sowie die Vertreter der Zünfte und der Kirche sowie von den Bürgern gewählte Stadträte.


    Vor 1761 wandelten sich die personenbezogenen Ämter zu Vorläufern der heutigen Magistrate. Es gab zwar weiterhin einen Hauptverantwortlichen, jedoch unterstanden diesem jetzt eine Vielzahl an Untergebenen, so dass ihm hauptsächlich leitenden und delegierende Aufgaben zukamen statt wie früher auch ausführende Tätigkeiten. Der Stadtrat in der mittelalterlichen Form wurde (1526) abgeschafft (jeder im Stadtrat hatte weiterhin eine Stimme) jedoch wurde der "direkte" Einfluß der Kirche, der Zünfte und der niederen Adeligen auf die Geschehnisse der Stadt wurde eingeschränkt indem der Stadtrat stark vergrößert wurde. Die Ämter waren Stadtbuchhalterei, Grundbuch, Oberkammeramt, Unterkammeramt, Obersteueramt, Pupillenraitkammer, Kameralgefällsadministrationsamt, Mauteinnehmeramt, Taxamt, Taz- und Musikimpostamt, Totenbeschreiber- und Totenbahrausleiheramt, Waagamt, Hauptsiegelamt, Inslichthandlungsamt, Metzenleiheramt, Kasten- und Proviantamt sowie die Stadtkanzlei. Der Stadtrichter wurde weiterhin vom Landesfürsten ernannt und die Gerichtsverhandlungen wurden durch Vertreter des Stadtrates (Besitzer, Schöffen und Richter) ergänzt. Jedoch gab es kein eigenes Amt für die Justiz da diese dem Landesfürsten und nicht der Stadtverwaltung unterstand.


    Einige Details zum Stadtrat. Seit 1329 gibt es einen urkundlich belegten Stadtrat der einmal jährlich zu Wählen ist. Vor 1526 bestand der Stadtrat aus 20 Personen im Innerern Rat (die Entscheidungsträger) bestehend aus dem Bürgermeister, Stadtrichter, und 18 Ratsherren (je 6 Kaufleute, Handwerker und Erbbürger) sowie 40 Personen im Äußeren Rat (Dieser wählte die Mitglieder des Inneren Rates und wurde bei Uneinigkeit hinzugezogen. Nach 1526 wurden Handwerker (da sie zu wenig Zeit für diese Tätigkeit hatten) vom Inneren Rat ausgeschloßen. Die Wahlberechtigten wurden auf 1900 Bürger festgelegt (von denen viele kirchliche Vertreter oder adelig waren aber nicht mehr wie früher die eindeutige Mehrheit stellten). Der 76 köpfige Äußere Rat wurde aus diesen 1900 Bürgern gewählt. Dieser wählte die nur mehr 14 Mitglieder des Inneren Rates (da die 6 Handwerker wegfielen). Diese Regelung war bis 1783 in Kraft jedoch verlor der Rat mit der Einführung der diversen Ämter (Tätigkeitsbezogen) an Einfluß und wichtigkeit, so dass bereits ab 1714 belegt ist, dass viele Mitglieder der alten Stadtregierung als sogenannte "Senioren" als Helfer und Beisitzer weiterhin neben dem neu gewählten Mitglied des Innerern Rates quasi im Amt blieben. An der jährlichen Wahl wurde nichts geändert.


    Nach allem was ich so gelesen habe hat sich der Wandel um 1700 (+/- 50 Jahre) vollzogen und war der notwendigen Zeckmäßigkeit geschuldet. Es ist daher ziemlich wahrscheinlich dass einige der Ämter schon exestierten während andere noch rein Personenbezogen waren. Ich denke, dass die Praxis der Senioren dem Umstand der stark gewachsenen Arbeitslast anzulasten ist und sich daraus die Ämter (Tätigkeitsbezogen) entwickelten. Mit der großen Reform 1783 wurden die Magistrate geschaffen und der Stadtrat aufgelöst.

  • ka_jan

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