The Wild Beyond The Witchlight

Kapitel 12 Eine falsche Entscheidung

Wir gehen zurück zu dem Pilz am Lagerfeuer. “Wir müssen dir leider sagen, dass deine Freunde nicht zurückkommen werden”, gesteht Beldrus ihm.

“Aber”, stammelt dieser niedergeschlagen, “sie hatten doch versprochen, mich zu beschützen! Vielleicht sollte ich dorthin gehen, wo sie herkamen. Sie sind sicher schon vorausgegangen. Danke jedenfalls! Falls ihr eine Unterkunft sucht, in der Nähe ist eine Jagdhütte von Zybilna.” Mit diesen Worten verschwindet er langsam aus unserem Sichtfeld. Wir entscheiden, eine Pause am Lagerfeuer einzulegen. Die Pause verläuft ruhig und ohne Zwischenfälle.

Als wir am nächsten Tag dem Weg weiter geradeaus folgen, führt uns dieser durch einen Wald bis hin zu einem Wasserfall auf eine Wiese. Angus sieht sich die Gegend an und findet leicht eingegrabene Knochen, halb verrottete Körperteile und Dung, ähnlich wie der, den wir bei Sheriff Grimm gesehen hatten. Pisco untersucht den Haufen und stellt fest, dass er nicht mehr warm ist und bereits mehrere Stunden hier liegen muss. Als er sich die Hände am nahegelegenen Wasserfall waschen geht, findet Pisco einen Höhleneingang, aus dem flackerndes Licht dringt. Da Angus keine Fallen erkennen kann, schleicht Beldrus ins Innere und findet einen Mann mit verbundenen Augen an einem Spinnrad sitzend. Bei näherem Hinsehen fällt auf, dass er Goldmünzen, die neben ihm aufgetürmt sind, zu Goldfäden spinnt. Das Leuchten, das aus der Höhle drang, schien von den Münzen zu kommen.

Beldrus räuspert sich und begrüßt den Mann. Der Mann antwortet freundlich: “Hallo, kommt herein in meine Höhle! Was kann ich für Euch tun, wie kann ich helfen?”

“Wir suchen ein Ungeheuer, wisst Ihr zufällig etwas darüber?”

“Leider nicht, dazu kann ich nichts sagen.”

“Warum spinnt Ihr hier das Gold zu Fäden?”

“Ach wisst ihr”, beginnt der Mann seine Erzählung, “ich habe eine dumme Entscheidung getroffen und viel Gold gestohlen. Daraufhin hat mich Zybilna verdammt in dieser Höhle zu spinnen. Einfach aufhören kann ich leider nicht und sobald ich mich entferne, komme ich durch ein Portal immer wieder hierher zurück.”

“Das ist ja furchtbar”, bestätigt Beldrus ihm. “Aber noch kurz eine andere Frage: wisst ihr zufällig etwas über die Kadaverhaufen, die vor Eurer Höhle liegen?”

“Nein, dazu weiß ich nichts. Ich kann Euch nur sagen, dass das Monster nicht hier gewesen. Sonst wäre ich auch nicht mehr da.”

Da mischt Kalevi sich ein: “Wie lange seid Ihr denn bereits hier mit Eurer Tätigkeit beschäftigt?

Der Mann legt den Kopf schief und überlegt. “Ich würde sagen, ungefähr fünf bis zehn Jahre.”

“Können wir Euch irgendwie helfen? Was würde passieren, wenn Zybilna ihre Macht verlieren würde? Müsstet Ihr dann immer noch spinnen?”

Wieder überlegt der Mann und antwortet dann: “Wahrscheinlich nicht. Aber wieso sollte das passieren?”

“Versucht einmal nach draußen zu gehen”, schlägt Kalevi vor.

Der Mann erhebt sich und streckt sich, wobei seine Knochen hörbar knacken. Langsam schleicht er um die Ecke in Richtung des Ausgangs und steht im nächsten Augenblick wieder direkt vor uns. “Das hat offenbar nicht funktioniert”, gibt Angus zu, “warum wolltet Ihr eigentlich stehlen und wieso könnt Ihr nichts mehr sehen?”

“Das kommt ebenfalls durch den Fluch”, sagt der Mann, lässt jedoch die andere Frage unbeantwortet.

“Läuft Euer Fluch irgendwann ab?”, möchte Pisco wissen.

“Nein. Zybilna muss mich begnadigen. Anders komme ich hier nicht mehr weg.”

“Wie seid Ihr eigentlich in die Feenwildnis gekommen?”

“Durch einen Feenkreis. Das ist aber schon lange Zeit her.”

“Könnt Ihr überhaupt hier schlafen und essen?”, fragt Angus.

“Essen benötige ich nicht. Schlafen kann ich manchmal.

“Werdet Ihr heute schlafen? Ich würde gerne etwas versuchen.” Angus erzählt ihm von dem, was wir über das Snark in Erfahrung bringen konnten und dass er gerne sehen würde, ob ein unbewusster Teil im Körper des Mannes dann erwacht, sobald er selbst einschläft. Der Mann erlaubt uns, ihn zu beobachten, sagt allerdings, dass es noch ein paar Stunden dauern würde, bis er schlafen ginge.

Deshalb gehen wir in der Zwischenzeit noch weiter in den Wald hinein und gelangen zum Vorposten der Goblins. Wir halten uns versteckt und können geschäftiges Treiben auf den Wegen beobachten. Es wirkt, als wäre der Vorposten ein kleines Holzfällerdorf. Ein paar der Goblins laufen umher, andere wiederum stehen auf einer hölzernen Plattform, darunter auch ein größerer, der Befehle brüllt und eine Peitsche in der Hand hält. [Exkurs zu Goblins durch Schulwissen: In der Hierarchie der Goblins führt der stärkste den Rest an. Prinzipiell sind Goblins ein eher ängstliches Volk mit unterdurchschnittlicher Intelligenz.] Bei genauerem Hinsehen stellen wir fest, dass die Goblins hier jedoch deutlich muskulöser und mit Waffen und Schilden ausgerüstet sind.

Wir betreten das Dorf. Auf unser Auftauchen reagiert der Aufseher prompt: “Hey, was wollt ihr hier?”

“Wir sind abgesandte von Skabatah”, lügt Beldrus selbstbewusst, “und ihr sollt hier etwas aufräumen und dann Schluss machen hier!”

Der Aufseher überlegt sichtlich und gibt dann etwas kleinlauter zurück: “Skabatah hat uns gar nichts zu befehlen! Wir machen hier unser eigenes Ding!” Dabei drehen sich ein paar der Goblins wieder um, um ihrer üblichen Tätigkeit nachzugehen. Doch plötzlich fliegt ein Pfeil in Richtung eines der größeren Goblins. Ohne Absprache hat Angus einen Bolzen aus seiner Armbrust in die Menge geschossen, woraufhin ein heftiger Kampf entbrennt, bei dem Pisco, Kalevi und Angus geradeso mit dem Leben davon kommen. Fiola und Beldrus konnten glücklicherweise fliehen, während die anderen Drei gefangen genommen werden.

Ein Stück abseits beraten Fiola und Beldrus sich, wie sie nun weiter vorgehen sollten. Da holt Beldrus Squeak aus der Tasche. “Würdest du für uns das Goblincamp ausspionieren?”

“Bist du verrückt?”, entgegnet dieser, “wenn die mich finden, machen sie Handschuhe aus mir!”

Mutig schleicht Beldrus sich selbst näher und erkennt, dass die restlichen Freunde auf einen Wagen verladen und aus dem Wald geführt werden. Beldrus wirkt seinen Zauber, um unsichtbar zu werden und dem Wagen nachzurennen. Rechtzeitig kann er hochhüpfen und Pisco langsam herunterschieben, der glücklicherweise in einem weichen Flecken Wiese landet, ohne dass die Goblins es bemerken. Leider bleibt keine Zeit mehr, Kalevi und Angus, die unter Pisco lagen, zu retten, da Beldrus’ Zauber nicht mehr lange genug hält.

Deshalb zieht Beldrus Pisco in das Dunkle des Waldes, wo Fiola bereits wartet und ihn mit einem Zauber stabilisieren und heilen kann. Nachdem Pisco sich etwas erholt hat, kann er durch einen Survival-Check herausfinden, dass die Wagenspuren bei einer Weggabelung abbiegen. In der Ferne erkennt die Gruppe in dieser Richtung einen kleinen Berg mit Burg darauf.